Urban Exploring – abgekürzt Urbexing – ist ein immer beliebter werdender Trend.
Es handelt sich hierbei um eine andere Form der Stadterkundung: Anstatt die üblichen touristischen Highlights abzuklappern, suchen Urbane Explorer Sehenswürdigkeiten der anderen Art auf. Sie besuchen bevorzugt Ruinen, stillgelegte Gebäude oder Lost Places – also verlassene Orte – um diese zu erkunden und zu fotografieren.
Dabei bewegen sich die Stadtabenteurer manchmal in einer rechtlichen Grauzone. Es geht aber auch ganz legal und risikofrei: Wir haben die besten Tipps für urbane Entdecker zusammengestellt, die Graz gerne von seiner geheimen Seite kennenlernen möchten.
Die richtige Vorbereitung
Viele verlassene Orte sind nicht leicht zu finden und nur schwer zugänglich. Wer vorhat, auf eine derartige städtische Entdeckungstour zu gehen, sollte dafür gut ausgerüstet sein. Robuste Kleidung und festes Schuhwerk sind ein Muss. Funktionale Outdoor-Bekleidung – auf die sich zum Beispiel der Internet-Shop Campz spezialisiert hat – eignet sich besonders gut für Urban Exploration.
Als Nächstes gilt es, sich eine Route zusammenzustellen. Um interessante Orte zu finden, bieten sich mehrere Wege an:
- Viele Urbexer teilen ihre Fotos auf speziellen Facebook-Gruppen oder in einschlägigen Foren. Es zahlt sich aus, einer dieser Gruppen beizutreten, um wertvolle Tipps und Adressen zu bekommen.
- Eine Internetsuche ergibt oft wertvolle Hinweise zu interessanten Locations.
- Augen aufhalten! Wer aufmerksam durch die Stadt schlendert und seine Aufmerksamkeit nicht nur auf die touristischen Hauptziele lenkt, wird ganz von selbst interessante Orte entdecken.
Geheimnisvolle Orte im Grazer Stadtgebiet
Wer der üblichen Besucherziele müde ist und abseits der ausgetretenen Pfade wandeln möchte, sollte in Graz Folgendes erkunden:
Innenhöfe der Altstadt
In der Grazer Altstadt wimmelt es geradezu von schönen alten Innenhöfen, die tagsüber meist frei zugänglich sind. Besonders um das Dreieck Hauptplatz-Sackstraße-Sporgasse finden sich viele romantische Arkadenhöfe, die zu einer Erkundung einladen. Manche der Höfe wie der Landhaushof und der Generalihof sind gut bekannt, aber es gibt auch viele versteckte kleine Innenhöfe, die selbst Einheimische überraschen.
Entlang der Grenzlinie Mur
Die Mur ist mehr als ein idyllisches Flüsschen, das im Sommer dank Einrichtungen wie Citybeach oder der vom New Yorker Architekten Vito Acconci entworfene Murinsel zum Publikumsmagneten avanciert.
Die Mur stellt nämlich auch eine quer durch die Stadt verlaufende Trennlinie dar: Auf der einen Seite das rechte Ufer mit den traditionellen Arbeiter- und Fabrikvierteln wie Lend, Puntigam oder Gries. Während die junge Kreativszene einen Bezirk wie Lend inzwischen zum Trendviertel gewandelt hat, versprühen andere Gegenden immer noch den rauen Charme von Industrie und Arbeiterschaft. Wer diese Art von Schönheit zu schätzen weiß und auf eigene Faust erkunden will, ist hier richtig.
Auf der anderen Seite der Mur wohnt das Bürgertum – Villenviertel, Altstadt und Universität prägen hier das Leben. Wer das Murufer von der Keplerbrücke bis zur Tegetthofbrücke entlangläuft, hat leichten Zugang zu beiden Welten.
Lost Places in Graz Umgebung
Auch in der unmittelbaren Umgebung von Graz können Urbexer unheimliche Orte für sich entdecken.
Alte Schießstätte im Kaiserwald
Im Kaiserwald in Zettling bei Graz befanden sich während des Zweiten Weltkriegs eine Schießstätte, ein Munitionslager sowie ein Wehrmachtslager. Heute erhalten sind noch die Überreste der Schießstätte und des Munitionslagers sowie einige Tunnelanlagen.
Die Ruinen befinden sich in der Nähe der Peter-Rosegger-Straße, die quer durch den Wald läuft. Um den genauen Standort zu finden, empfiehlt sich eine gute Kondition und ein wacher Blick.
Sendeanlage Dobl
Im Zuge dieser Entdeckungstour lohnt sich auch ein Abstecher zur Sendeanlage Dobl, die sich ebenfalls in der Nähe des Kaiserwalds befindet. Dieses Bauwerk wurde 1941 von den Nazis unter dem Decknamen „Versuchsanlage G“ und „Sendeanlage Alpen“ errichtet. Der Mittelwellen-Sender strahlte bis ans Schwarze Meer und Nordafrika aus, der Sendemast stellt mit einer Höhe von 156 Metern noch immer die höchste Konstruktion der Steiermark dar.
Das Gebäude war extrem gut getarnt: Von Weitem sieht es aus wie ein Gutshof, der Kühlturm ist in der Optik eines Silos gehalten. Selbst der Sendemast war während der Kriegsjahre in Tarnfarbe gestrichen und sollte aus der Luft wirken wie ein sehr hoher Baum. Nach 1945 nutzten diverse österreichische Radiosender die Anlage weiter bis 2015 das vorläufige Aus für den Radiobetrieb kam. Besichtigungen der Innenanlage sind derzeit leider nicht möglich.
1 comments
Ich würde sehr gerne etwas über lost places in Graz erfahren.
LG, Sigrid Eisel